
Wissen aus der Kulturellen Bildung systematisch aufzubereiten und in einem offenen, ständig wachsenden Archiv für alle Beteiligten zugänglich zu machen.
Ausgangslage:
Berlin verfügt über eine außergewöhnlich reiche Landschaft an Projekten, Programmen und Forschung zur Kulturellen Bildung – von frühkindlicher Bildung bis zur Sekundarstufe, von freien Trägern bis zu Hochschulen. Über Jahrzehnte haben Pädagog*innen, Künstler*innen und Bildungseinrichtungen wertvolle Erfahrungen, Materialien und Modelle entwickelt, die kulturelle Bildungsprozesse dokumentieren, reflektieren und wissenschaftlich begleiten.
Doch dieses Wissen ist nicht systematisch erschlossen oder zugänglich.
Erfahrungen, Forschungsergebnisse, Konzepte und Materialien verbleiben häufig in Einzelprojekten, Abschlussberichten oder persönlichen Archiven. Dadurch gehen wertvolle Impulse für Ausbildung, Schulentwicklung, Forschung und Kulturpolitik verloren.
Gleichzeitig befindet sich mit dem Berliner Landesinstitut für Qualifizierung und Qualitätsentwicklung an Schulen (BLIQ) eine zentrale Struktur im Aufbau, die Fort- und Weiterbildung künftig bündeln soll.
Gerade jetzt bietet sich die Chance, kulturelles Wissen als systematisches, offenes Lernarchiv zu verankern – als Fundament für die kontinuierliche Professionalisierung pädagogischer und künstlerischer Akteur*innen.
Ziel:
Ziel ist der Aufbau eines offenen, digitalen und wachsenden Archivs Kultureller Bildung in Berlin, das Wissen, Erfahrungen und Materialien systematisch aufbereitet, dokumentiert und zugänglich macht.
Das Archiv soll:
- Praxis, Forschung und Politik verbinden,
- Transparenz und Anschlussfähigkeit schaffen,
- und Akteur*innen aus Bildung, Kultur und Wissenschaft dauerhaft vernetzen.
Es wird in das entstehende BLIQ (Berliner Landesinstitut für Qualifizierung und Qualitätsentwicklung an Schulen) integriert, um eine nachhaltige Nutzung in Aus-, Fort- und Weiterbildung sicherzustellen.
Für den frühkindlichen Bereich wird eine Anbindung an das Sozialpädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg (SFBB) empfohlen, um das Wissen aus der Kita-Praxis gleichermaßen einzubinden.
Kulturelle Bildung lebt von Wissen, das geteilt, reflektiert und weiterentwickelt wird.
Ein offenes Archiv ermöglicht genau das: eine lernende Infrastruktur, die Erfahrungen sichtbar macht und kontinuierlich erweitert.
Empfehlungen:
Struktur und Implementierung
- Einrichtung eines digitalen Archivs Kultureller Bildung Berlin als gemeinsames Projekt von BLIQ, Senatsverwaltungen für Bildung und Kultur sowie SFBB und in Zusammenarbeit und unter der Federführung der neu einzurichtenden Arbeitsstelle Kulturelle Bildung.
- Systematische Aufbereitung von Materialien, Forschungsdaten, Praxisberichten und Curricula aus Projekten der letzten Jahrzehnte (z. B. Programme der Initiative Kulturelle Bildung Stärken! (InKuBi) oder der Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung).
- Verknüpfung mit bestehenden Datenbanken und Monitoring-Systemen (z. B. OHR, SEP, Fortschrittsberichte Kulturelle Bildung).
- Offener Zugang für Bildungseinrichtungen, Hochschulen, Künstler*innen und Träger über eine barrierefreie digitale Plattform.
Nutzung bestehender Expertise
- Einbindung erfahrener Programm-Akteur*innen der Initiative Kulturelle Bildung Stärken! und Expert*innen der Kulturellen Bildung in Konzeptentwicklung und Steuerung des Archivs.
- Aufbau eines Kuratoriums für den Aufbau des Archivs zur fachlichen Qualitätssicherung.
- Kooperation mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen (z. B. UdK, ASH, HU, TU) zur wissenschaftlichen Begleitung.
Wissenstransfer und Professionalisierung
- Nutzung des Archivs als Lern- und Austauschplattform in der Aus-, Fort- und Weiterbildung über das BLIQ und SFBB.
- Verpflichtende Nutzungsmodule in Fortbildungsreihen und Qualifizierungsangeboten zur Stärkung kultureller Handlungskompetenzen.
Tandem-Formate zwischen Ausbildung und Praxis: Studierende, Lehrkräfte und Künstler* Kulturelle Bildung lebt von Wissen, das geteilt, reflektiert und weiterentwickelt wird.
Ein offenes Archiv ermöglicht genau das: eine lernende Infrastruktur, die Erfahrungen sichtbar macht und kontinuierlich erweitert.
Berlin kann mit einem „Archiv Kultureller Bildung“ Vorreiter werden – als Stadt, die kulturelle Bildungsarbeit dokumentiert, systematisiert und für alle zugänglich macht: Lehrkräfte, Erzieher*innen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Träger und Verwaltung.
- innen arbeiten mit dokumentierten Beispielen, reflektieren und entwickeln weiter.
Dokumentation und Erweiterung
- Aufbau eines dynamischen Registers „Wo wirkt KuBi schon?“ mit:
- beteiligten Schulen, Kitas und Projekten,
- teilnehmenden Künstler*innen, Pädagog*innen, Studierenden,
- entwickelten Formaten, Methoden und Materialien.
- Offene Erweiterungsstruktur: Neue Projekte und Forschungsergebnisse können fortlaufend eingepflegt werden.
- Verknüpfung mit Monitoring und Evaluation, um Wirkung kultureller Bildungsprozesse langfristig sichtbar zu machen.
Umsetzung
- Konzeptentwicklung und Machbarkeitsstudie zur Integration ins BLIQ.
- Systematische Sammlung und Sichtung bestehender Materialien, Projekte und Akteur*innen.
- Aufbau der digitalen Infrastruktur und Implementierung erster Datenbestände.
- Einrichtung des Archivs im BLIQ mit Schnittstellen zum SFBB.
- Pilotphase zur Nutzung in Fortbildungen, Hochschulen und Netzwerken.
- Verstetigung als dauerhafte Struktur des Landes Berlin.
- Regelmäßige Pflege und Erweiterung durch das BLIQ in Kooperation mit Partnerinstitutionen.
- Integration in das Berliner Bildungsmonitoring und Fortschrittsberichte.
Das Wissen aus der Kulturellen Bildung ist ein gesellschaftliches Zukunftskapital.
Ein offenes Archiv macht dieses Wissen lebendig, zugänglich und produktiv – für Praxis, Forschung und Politik gleichermaßen.
Mit der Einrichtung einer Arbeitsstelle Kulturelle Bildung, einer Verankerung im BLIQ und der Anbindung an das SFBB kann Berlin einen neuen Bildungsstandard setzen:
Lernen aus Erfahrung – Wissen teilen – Zukunft gestalten.
Kulturelle Bildung wird damit nicht nur erfahrbar, sondern nachhaltig erinnerbar, reflektierbar und anschlussfähig – als Grundlage einer lernenden Bildungsstadt Berlin.
Der BeRuTiKuBi empfiehlt außerdem die Einrichtung einer ressortübergreifenden Arbeitsstelle für Kulturelle Bildung in Kita und Schule, die als zentrale, unabhängige Schnittstelle agiert. Dieser “Hub für Kulturelle Bildung” soll einen niedrigschwelligen Zugang zu Kultureller Bildung für alle Beteiligten aus Bildung und Kultur schaffen, indem er informiert, berät, bündelt, vernetzt, qualifiziert, zertifiziert, fördert und unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen neue Modelle der Kulturellen Bildung entwickelt. So kann die Vielfalt, Qualität und Wirksamkeit der Kulturellen Bildung in Berlin nachhaltig gesichert und praxisorientierte Synergien geschaffen werden.
Mit dieser Empfehlung adressieren wir folgende
HERAUSFORDERUNGEN:
- Sichtbarkeit und Bündelung: Die Vielfalt an Angeboten der Kulturellen Bildung wird zwar abgebildet, es fehlt jedoch ein strukturierter Überblick und die Möglichkeit individueller Beratung. Dies erschwert es Lehrkräften und Erzieher*innen ebenso wie Vermittler*innen oder Kulturinstitutionen, sich zurechtzufinden und passende Angebote oder Partner*innen zu finden.
- Wissenstransfer: Die Programme und Akteur*innen der Kulturellen Bildung haben einen großen Schatz an (Erfahrungs-)Wissen generiert. Es mangelt jedoch an einer zentralen Struktur, die das vorhandene Wissen gebündelt aufbereitet, systematisiert und allen Akteur*innen zur Verfügung stellt.
- Systematische Vernetzung: Trotz der Vielzahl bestehender Programme und Akteur*innen der Kulturellen Bildung im Bereich Schule und Kita in Berlin gibt es bisher keine übergreifende, gesicherte Struktur, die diese effizient miteinander vernetzt.
- Qualifizierung und Zertifizierung: Bestehende Qualifizierungsangebote unterschiedlicher Anbieter sind schwer zu finden, nicht gebündelt und sehr unterschiedlich bewertet bzw. anerkannt.
- Qualitätssicherung: Es gibt keine übergeordneten Qualitätskriterien, um die Wirksamkeit der Angebote zu sichern, einzuschätzen und zu bewerten.
- Übergänge zwischen Kita und Schule werden in der kulturellen Bildungslandschaft bisher zu wenig berücksichtigt. Darüber hinaus liegt der Angebotsfokus bislang oft stärker auf Schulen. Angebote für Kitas sind im Verhältnis unterrepräsentiert.
- Kinder und Jugendliche als Adressat*innen und Teilnehmende der Angebote Kultureller Bildung im Kontext von Kita und Schule sind nur marginal in Entscheidungsprozesse eingebunden.
ZIEL UND FUNKTION:
Ziel ist die Etablierung einer nachhaltigen Struktur als Kompetenzzentrum, die einen niedrigschwelligen Zugang zu Kultureller Bildung für alle Beteiligten aus Bildung und Kultur schafft, bestehende Angebote bündelt und die Inhalte und Ansätze der unterschiedlichen Programme und Projekte transparent macht. Eine solche zentrale Arbeitsstelle könnte folgende Funktionen abbilden:
Information und Beratung:Die Arbeitsstelle richtet sich an Lehrpersonen, Erzieher*innen u.a. Pädagog*innen sowie Künstler*innen, Vermittler*innen und Multiplikator*innen der Kulturellen Bildung gleichermaßen. Sie informiert und berät zu Angeboten, Programmen, Projekten, Kooperationsmöglichkeiten, Fördermitteln und Fortbildungsangeboten. Ziel ist es, bestehende Angebote übersichtlicher und zugänglicher zu machen.
Wissenstransfer: Die Arbeitsstelle fungiert als Plattform und Archiv, das Wissen aus unterschiedlichen Programmen und Projekten für unterschiedliche Akteur*innen zugänglich macht. Sie sammelt, bündelt und strukturiert Erfahrungswissen (Tools, Publikationen, Vermittlungsmaterial), bereitet dieses auf und stellt es einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.
Vernetzung: Die Arbeitsstelle verbindet Akteur*innen und Netzwerke aus Bildung und Kultur – mit- und untereinander. Sie wird zum “Hub”, zur Drehscheibe zwischen Schulen und Kitas, Programmen und Kulturinstitutionen, Pädagog*innen und Künstler*innen, Lehrenden und Lernenden. So werden auf diesem Weg auch die Übergänge von der Kita zur Schule sowie von Schule zu Schule gefördert – oder Kulturinstitutionen mit freie Akteur*innen und Programmen der Kulturellen Bildung verbunden. Die Arbeitsstelle kann auch Träger auf Landesebene vernetzen und neue Kooperationsmöglichkeiten akquirieren. Dies kann beispielsweise auch in Kooperation mit bezirklichen Bildungsverbünden und Koordinierungsstellen der Kulturellen Bildung geschehen.
Qualifizierung: Als Kompetenzstelle bündelt, vernetzt und koordiniert die Struktur zum Beispiel in Kooperation mit dem BLIQ, dem SFBB oder anderen Weiterbildungsträger*innen Qualifizierungsangebote der Kulturellen Bildung für Lehrkräfte, Pädagog*innen und Kulturschaffende. So können Lücken identifiziert sowie neue Angebote initiiert und entwickelt werden.
Zertifizierung: Die Arbeitsstelle kann Träger bei der Zertifizierung ihrer Qualifizierungsmaßnahmen unterstützen und die Anerkennung von Angeboten fördern.
Die Arbeitsstelle kann zudem auf Grundlage definierter Kriterien eigene Zertifikate für die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen von Partner*innen vergeben.
Qualitätssicherung und Modellentwicklung: Die Arbeitsstelle sichert fachlich die Qualität kultureller Bildungsangebote, indem sie gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen, Hochschulen und Praktiker*innen übergreifende Kriterien für die Qualität und Wirksamkeit kultureller Bildungsangebote entwickelt. Als Kompetenzzentrum initiiert und entwickelt sie neue Modelle und Formate der Kulturellen Bildung.
Perspektivvielfalt: Die Arbeitsstelle vertritt die Perspektiven von Schulen, Kitas und Kultur und fördert eine diversitätssensible und inklusive Zusammenarbeit der unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche. Sie arbeitet darüber hinaus konsequent unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Sie fördert Partizipation als Grundbedingung kultureller Bildung in Formaten, Prozessen, Strukturen und Weiterbildungsangeboten.
KONKRETE UMSETZUNG
Das Kompetenzzentrum kann an die geleistete Vernetzungsarbeit und Bestandsaufnahme des Runden Tisches BeRuTiKuBi anknüpfen. Daran schließen sich folgende Phasen eines Strukturaufbaus an: .
Vorbereitung und Voraussetzungen:
- Klärung der Arbeitsstruktur: Anbindung an eine bestehende Struktur, die ein „Add-on“ vermeidet. Dabei wird die Anbindung an eine bestehende Institution (z. B. das BLIQ, eine Stiftung oder den Senat) favorisiert, da dies Sicherheit, Erfahrung und politische Relevanz bietet. Gleichzeitig ist die Balance von Abhängigkeit und Unabhängigkeit entscheidend für die langfristige Wirksamkeit des Zentrums. Berücksichtigt werden muss zudem die gleichzeitige Ansprache von Akteur*innen aus Schule, Kita und Kultur.
- Personal: Es werden Fachreferent*innen mit pädagogischen, künstlerischen und Netzwerkkompetenzen benötigt.
- Bestandsaufnahme: Es muss eine umfassende Bestandsaufnahme der bereits vorhandenen Strukturen, Angebote und Ressourcen erfolgen, um darauf aufbauend weiterzuarbeiten. Grundlage bildet die Arbeit des BeRuTiKuBi.
- Bedarfsanalyse: DIe Bedarfsanalyse unter Einbeziehung der Akteur*innen und auf Grundlage der Arbeit des BeRuTiKuBi wird vertieft und abgeschlossen.
- Fokus: In der Eingangsphase Konzentration auf die Kernfunktionen Information, Beratung und Vernetzung für Kitas und Schulen sowie Akteur*innen der Kulturellen Bildung. In einem zweiten Schritt werden die Arbeitsbereiche Qualifizierung und Zertifizierung etabliert, in enger Kooperation mit BLIQ/SFFB, Hochschulen und anderen Fort- und Weiterbildungsträgern.
- Partizipation: Ein Kinder- und Jugendbeirat wird von Anfang an eingerichtet, um die Zielgruppe direkt zu beteiligen.
- Förderung: Die Rolle des Zentrums im Bereich der Förderung (z.B. durch beratende Funktion oder ein eigenes Jury-Verfahren) wird geklärt und ggf. implementiert.
FAZIT
Das Kompetenzzentrum schließt die Lücke einer übergreifenden Vernetzung aller Bereiche der Kulturellen Bildung für und in Kita und Schule und nutzt gleichzeitig die Stärken bestehender Strukturen, ohne sie zu reproduzieren. Es setzt dabei den Fokus auf Bildungsakteur*innen (Lehrkräfte, Erzieher*innen) und die Integration von Kultureller Bildung in curriculare Themen.
Bestehende Akteur*innen und Programme der Kulturellen Bildung werden gestärkt, indem sie von einer erhöhten Reichweite und besseren Vernetzung durch besseren Zugang zu den und Sichtbarkeit der Angebote(n) profitieren. Die Arbeitsstelle trägt somit zur Förderung langfristiger Perspektiven für die Akteur*innen und Programme der Kulturellen Bildung bei.
Als verbindende Struktur auf Landesebene hat die Arbeitsstelle Themen und Inhalte aktueller Rahmenlehrpläne/Bildungsprogramme stets im Blick und unterstützt maßgeblich die Fortschreibung und Weiterentwicklung des Rahmenkonzepts Kulturelle Bildung. Dabei bindet es bezirkliche Koordinierungsstellen der Kulturellen Bildung ein bzw. schafft neue bezirksübergreifende Vernetzungen.
Die Qualität der kulturellen Bildungsangebote verbessert sich durch die Qualifizierung von Fachkräften und die Etablierung von Qualitätskriterien. Eine zielgerichtete Erfassung von Bedarfen und Entwicklung von Angeboten kann erfolgen. Eine systematische Evaluierung und Datenerfassung liefert messbare Ergebnisse.
Durch die Bündelung von Informationen und Angeboten wird die Sichtbarkeit Kultureller Bildung erhöht und die Zusammenarbeit von Trägern, Programmen und Projekten der Kulturellen Bildung durch die Bereitstellung von Ressourcen und Lobbyarbeit gefördert. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die von kulturellen Bildungsangeboten in Schulen und Kitas partizipieren können, wächst und führt zu mehr Chancengerechtigkeit.

