Empfehlung 13

Kulturelle Bildung als praxisorientiertes Lernfeld in Studium und Ausbildung von Lehrkräften sowie pädagogischen Fachkräften für Kita und Schule verbindlich aufzunehmen – auch disziplinübergreifend im Tandem mit der Ausbildung von Kunst- und Kulturschaffenden. 

Ausgangslage / Problemstellung 

Die Kulturelle und Ästhetische Bildung von Kindern und Jugendlichen in Berlin hängt bislang stark vom individuellen Engagement einzelner Lehrkräfte, Erzieher*innen und Künstler*innen ab. In der Aus- und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte wird kulturelle Bildung bislang nicht systematisch, verbindlich und praxisorientiert vermittelt. 

Damit bleibt ein entscheidendes Potenzial ungenutzt: Kulturelle Bildung fördert Zukunftskompetenzen wie Kreativität, Kooperation, Kommunikation, kritisches Denken, Resilienz und Selbstwirksamkeit – Kompetenzen, die nach OECD- und UNESCO-Modellen Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe, Demokratiebildung und Innovationsfähigkeit sind. 

Die Lehrkräftebildung und Erzieher*innenausbildung in Berlin bilden derzeit vor allem fachlich und methodisch aus, aber zu selten ästhetisch-kreativ und erfahrungsbasiert. Dadurch fehlen pädagogischen Fachkräften Kompetenzen, um künstlerisch-ästhetische Lernprozesse gezielt zu initiieren und zu begleiten. 

Ziel: 

Ziel ist die verbindliche Integration kultureller Bildung als praxisorientiertes Lernfeld in Studium und Ausbildung aller Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte in Berlin – von der Kita bis zur Sekundarstufe II. 

Studierende und Auszubildende sollen Kulturelle Bildung nicht nur theoretisch, sondern praktisch in Kooperation mit Kunst- und Kulturschaffenden erfahren, reflektieren und gestalten. 

So entstehen Tandem-Modelle zwischen Pädagogik und Kunst, die wechselseitige Lernprozesse ermöglichen und ästhetische Praxis als integralen Bestandteil professioneller Handlungskompetenz etablieren. 

Kulturelle Bildung ist keine Zusatzqualifikation, sondern Kern professioneller Bildungskompetenz
Sie ist die Basis für Persönlichkeitsentwicklung, demokratische Bildung und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. 

Berlin hat die Chance, bundesweit Vorreiter zu werden – mit einem Modell, das kulturelle Bildung als zwingenden Bestandteil der Professionalisierung pädagogischer Berufe etabliert und damit ästhetisch-kreative Lernkultur in alle Bildungseinrichtungen trägt. 

Handlungsfelder und Empfehlungen: 

Verbindlichkeit und Struktur 

  • Gesetzliche Verankerung kultureller Bildung als Lernfeld in der Lehrkräfteausbildung (Lehramtsstudium, Quereinstieg) sowie in der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte (Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen). 
  • Verpflichtende Module zu ästhetisch-künstlerischem Lernen und kultureller Bildung in allen Studien- und Ausbildungsgängen. 
  • Tandemformate zwischen Hochschulen, Kulturinstitutionen und freien Kunstschaffenden zur praxisorientierten Ausbildung. 
  • Kulturelle Bildung als Querschnittsaufgabe – interdisziplinäre Projektarbeit statt isolierter Fachmodule. 

Professionalisierung und Qualifizierung 

  • Aufbau eines landesweiten Qualifizierungsnetzwerks „Kulturelle Bildung in Ausbildung und Studium“, koordiniert durch eine Arbeitsstelle Kulturelle Bildung Berlin
  • Kooperationsvereinbarungen zwischen Senatsverwaltungen für Bildung, Kultur und Wissenschaft sowie den Berliner Hochschulen und Fachschulen. 
  • Pilotmodule „KuBi & Future Skills“ in Kooperation mit Kunsthochschulen (z. B. UdK Berlin mit der Expertise von QuerKlang und QuerKlang+) zur Entwicklung von Lernlaboren und Praxisprojekten in Schulen und Kitas. 
  • Zertifizierungssystem für Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen („KuBi-Qualitätsmodul“), das praxisorientierte kulturelle Bildung nachweist. 

Tandem-Modelle und Multiprofessionalität 

  • Förderung gemeinsamer Lernräume für Pädagog*innen und Kunst-/Kulturschaffende (z. B. Projektseminare, Residenzen, Labore). 
  • Etablierung des Berufsprofils „KuBi-Fachkraft“, das pädagogische und künstlerische Kompetenz bündelt. 
  • Multiprofessionelle Teams in Bildungseinrichtungen als reguläres Strukturprinzip – nicht als Projekt. 

Institutionelle Absicherung 

  • Verankerung kultureller Bildung in den Ausbildungsrahmenplänen und Lehramtsordnungen des Landes Berlin. 
  • Langfristige Finanzierung über Kulturförderfonds und Mittel der Lehrkräftebildung. 
  • Einrichtung eines „Kompetenzzentrums für kulturelle Bildung in Ausbildung und Studium“ zur Koordination, Qualitätssicherung und wissenschaftlichen Begleitung. 

Monitoring und Evaluation 

  • Integration Kultureller Bildung als Indikator in das Berliner Bildungsmonitoring und den Fortschrittsbericht Lehrkräftebildung. 
  • Entwicklung von Qualitätsstandards und Weiterentwicklung von Evaluationsinstrumenten wie bspw. Selbstevaluationsportal Kulturelle Bildung (SEP), die Kulturelle Lernprozesse und deren Wirkung auf pädagogische Handlungskompetenzen messbar machen. 
  • Wissenschaftliche Begleitforschung zu Wirkung und Transfer kultureller Bildung in pädagogische Praxisfelder. 

 
Umsetzung: Berlin als Modellregion 

Kulturelle Bildung in der Ausbildung ist Zukunftspolitik. Sie qualifiziert Lehrkräfte und Erzieher*innen nicht nur fachlich, sondern menschlich und kreativ. Berlin kann mit dieser strukturellen Verankerung ein deutliches Signal setzen: 
 
Bildung wird dort zukunftsfähig, wo Lernen sinnlich, erfahrungsbasiert und schöpferisch wird. 

Berlin kann so bundesweit Maßstäbe setzen – mit einer Pilotphase (2026–2029), die 

  • an mindestens drei Hochschulen und fünf Fachschulen praxisorientierte Module zur Kulturellen Bildung etabliert, 
  • Tandemformate mit Kunsthochschulen und Kultureinrichtungen umsetzt, 
  • und Multiprofessionalität als Ausbildungsprinzip erprobt. 

Ab 2029 erfolgt die gesetzliche Verankerung Kultureller Bildung als Pflichtbestandteil in allen pädagogischen Studien- und Ausbildungsgängen.