
Programme der Kulturellen Bildung (Status 2024) in ihrer Vielfalt zu sichern sowie durch eine strukturelle Verankerung und ressortübergreifende Zusammenarbeit ihre Wirksamkeit in Kita, Schule und Kultureinrichtungen zu stärken.
„Kulturelle Bildung fördert die persönliche Entwicklung und kreatives Denken. Sie schafft Zugang zu Kunst und Kultur für alle Altersgruppen und stärkt die Gemeinschaft sowie Bildungschancen in Deutschland. Kulturelle Bildung ermöglicht eine sinnliche Auseinandersetzung mit der Umwelt. Sie fördert die Akzeptanz von Unbekanntem und trägt zur Toleranz in einer demokratischen Gesellschaft bei. Sie unterstützt das Ausprobieren neuer Ideen und fördert so das Entstehen von Innovation. Kulturelle Bildung stärkt das Selbstwertgefühl und die Fähigkeit, das eigene Leben aktiv zu gestalten. Sie macht fit für Schule und Ausbildung. Damit ist sie elementar für Bildungsgerechtigkeit. Kulturelle Bildung umfasst vielfältige Aktivitäten, die es Menschen ermöglichen, sich mit Kunst und Kultur auseinanderzusetzen. Sie fördert die persönliche Entwicklung, das demokratische Miteinander und eröffnet neue Perspektiven auf die Welt. Außerdem schafft sie Räume für kreative Entfaltung und freiwilliges Engagement. Zielgruppe sind Menschen jeden Alters, insbesondere aber Kinder und Jugendliche.“ (Quelle: https://www.bmftr.bund.de/DE/Bildung/AusserschulischeBildung/KulturelleBildung/kulturellebildung.html?templateQueryString=kulturelle+bildung )
Der Berliner Runde Tisch Kulturelle Bildung in Kita und Schule (BeRuTiKuBi) hat sich in den zurückliegenden ca. 1,5 Jahren kontinuierlich (u.a. in drei Arbeitsgruppen zu Qualität, Struktur und Finanzen, im Rahmen von Fachtreffen und einem Symposium) darüber ausgetauscht, wie dieser Anspruch an bzw. das Bild von Kultureller Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, kurz BMBF (jetzt Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt BMFTR), für Berlin übersetzt und operationalisiert wird/werden kann – anhand der vorhandenen Rahmenbedingungen in Berlin.
Der BeRuTiKuBi ist angetreten, Handlungsempfehlungen für die Berliner Politik zu formulieren. Die erste und zentralste ist die Empfehlung dieser Karte (siehe oben).
Außerdem ist dem BeRuTiKUBi wichtig deutlich zu machen, wofür es sich auszahlt, Angebote und Programme der Kulturellen Bildung in Berlin zu stärken und fortzuschreiben.
Alle nachfolgenden Handlungsempfehlungen formulieren spezifische Veränderungspotenziale für konkrete Teilbereiche der Kulturellen Bildung in Kita und Schule.
Recht auf Teilhabe
- Kulturelle Bildung fördert das soziale Miteinander und die aktive Teilhabe junger Menschen am kulturellen und gesellschaftlichen Leben.
- Die Begegnung und eigene Auseinandersetzung mit dem kulturellen Reichtum der Künste ist ein Türöffner in die aktive und selbstbestimmte Teilnahme und Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens.
- Kunst öffnet Welten und Perspektiven, sie bietet Ausdrucksmöglichkeiten und Raum zur gemeinsamen Reflektion des eigenen Lebens sowie der gesellschaftlichen Systeme und aktuellen Geschehnisse.
- Kulturelle Bildung als integraler Bestandteil im Aufwachsen aller Kinder leistet einen wertvollen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Partizipation.
- Durch die Arbeit der geförderten Programme wird kulturelle und damit gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht, und zwar für Kinder aller Hintergründe und egal, ob schon länger in Berlin oder gerade erst angekommen.
Persönliche Entwicklung
- Im Kontext Kultureller Bildung lernen Kinder, sich auf verschiedene Handlungs-, Wahrnehmungs- und Ausdrucksweisen einzulassen, Unterschiede und Vielfalt anzuerkennen. Dies gilt nicht nur für die Schule und den Freizeitbereich, sondern auch und ganz besonders für die Kita, wo alles Lernen sinnenhaft und emotional grundiert ist. In der frühen Kindheit werden die Voraussetzungen für Bildungs-biografien und die Teilhabe an verschiedenen gesellschaftlichen Angeboten erworben. Gemeinsames Singen, Wörter und Sprache erobern, den Körper im Tanz erfahren, eigene Trickfilme gestalten, Spiele erfinden, ästhetisch forschen – all das und vieles mehr eröffnet Kindern in dieser Entwicklungsphase die Möglichkeit, in einer von vielfältigen ästhetischen Einflüssen und Impulsen geprägten Umwelt differenziert und altersgerecht ihre Wahrnehmungsfähigkeit zu schulen und vielfältige Ausdrucksformen zu erproben.
- Programme der Kulturellen Bildung fördern die Entfaltung von Kreativität, die Resilienz und ganzheitliche Entwicklung von Kindern.
- Kulturelle und Ästhetische Bildung orientiert sich an den Ressourcen und Stärken, die Kinder und Jugendliche haben, nicht an ihren Defiziten! Junge Menschen brauchen für ihre persönliche Entwicklung immer – und vor allem jetzt – Ermutigung durch positive Selbsterfahrung und Ausdrucksmöglichkeiten für Erlebtes im Hier und Jetzt.
- Erfahrungen aus Prozessen und Projekten Kultureller Bildung fördern bei Kindern und Jugendlichen wichtige soziale und kulturelle Kompetenzen und Fertigkeiten. Für das Theaterspiel braucht man zum Beispiel Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, sprachliche und körperliche Ausdrucksfähigkeiten, Verlässlichkeit, Phantasie, Emotion, kulturelles Wissen, soziale Erfahrung und geistige Beweglichkeit.
- Künstlerische Programme können Lernkompetenzen ausprägen, sie stärken die Konzentrationsfähigkeit, die kognitiven Kompetenzen und trainieren zugleich die körperliche sowie mentale Ausdauer.
Krisenbewältigung
- Kulturelle Bildung und Kulturelle Erfahrungsräume ermöglicht den – auch durch die Isolationserfahrungen der Pandemie – psychosozial belasteten Kindern und Jugendlichen neue Selbsterfahrung und ein gemeinsames Erleben und Wirken gegen Vereinsamung sowie Depression.
- „Kulturelles Schaffen dient … der Bewältigung und Verarbeitung menschlichen Erlebens. Dies gilt für das einzelne Individuum genauso wie für die Gesamtheit einer Gesellschaft.“ Aus: http://www.fernstudium-kulturmanagement.de/was-ist-kultur/die-rolle-der-kultur-in-der-gesellschaft/
- Auch für die Verarbeitung von Flucht, Vertreibung und Krieg bieten die Programme Kultureller Bildung den Kindern und Jugendlichen und auch den sie begleitenden Erwachsenen wertvolle Ansätze der Ausdrucksfähigkeit und Verarbeitung von kaum Aussprechbarem.
- In kulturellen Angeboten finden Schüler*innen vielfältige Möglichkeiten, sich mit ihrer Lebenswirklichkeit, ihrem Sozialraum und gesellschaftlichen Veränderungen spielerisch zu beschäftigen. Gerade in Zeiten der Krisen und Umbrüche sind solche Begegnungsräume wichtig.
Begegnung, Inklusion und Integration
- Kulturelle Erfahrungsräume schaffen Begegnung. Kulturelle Bildung bringt Kinder und Jugendliche praktisch und auf Augenhöhe zusammen, sie wirkt inklusiv und integrativ.
- Die Programme stärken die künstlerischen Kompetenzen über das Entdecken der eigenen, individuellen (Körper-)Sprache bis zur Entwicklung von Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und helfen beim Überwinden von Wortbarrieren und Hemmschwellen.
- Kulturelle Bildung festigt soziale Fähigkeiten, bildet Vertrauen in sich selbst und in die anderen Mitwirkenden und stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Dadurch werden kulturelle, religiöse, fremdenfeindliche oder andere gesellschaftliche Vorurteile abgebaut
Strukturen
- Programme der kulturellen Bildung ermöglichen, dass sich Bildungsinstitutionen öffnen. Sie unterbreiten Angebote zur Verankerung im Schulprofil/-programm bzw. im Konzept der Kita.
- Die Programme vernetzen Akteur*innen aus Bildung und Kultur nachhaltig und stärken damit Berliner Kitas ebenso wie Schulen, die unter einem Mangel an qualifiziertem Personal und Fachkräften leiden. Sie sind wichtige Bausteine in der Ausbildung von Lehr- und pädagogischen Fachkräften im Land Berlin, z.B. auch durch Verankerung in der Lehrer*innen- und Erzieher*innen-Ausbildung an den Hoch- und Fachschulen.
- Viele der Programme und Projekte erfüllen die Forderungen und Empfehlungen aus dem Berliner Rahmenkonzept Kulturelle Bildung.
- Durch die über Jahrzehnte gewonnenen und immer weiter qualifizierten Erfahrungs- und Lernräume, erfolgt über die Programme ein sinnvoller Wissens- und Methodentransfer. Durch Erfahrungsaustausch und Kooperation entstehen Orte und Formate für Kita-Kinder, Schüler*innen, pädagogische Fachkräfte, Lehrer*innen und Künstler*innen, in dem alle gemeinsam von- und miteinander lernen und sich weiterentwickeln.

