
Angebote der Kulturellen Bildung in Berliner Kitas und Schulen verbindlich als Tandem-Angebote von Pädagog*innen und Kulturschaffenden umzusetzen.
Problem und Ziel
Die Berliner Kindertageseinrichtungen und die allgemeinbildenden Schulen orientieren sich verbindlich am Berliner Bildungsprogramm, den Rahmenlehrplänen und entsprechenden Instrumenten der Qualitätssicherung. Grundsätzlich ist auch das Berliner Rahmenkonzept richtungsweisend. Hier finden sich verbindliche Empfehlungen für die Zusammenarbeit und Kooperation mit außerschulischen Partnern, auch im Bereich der Kulturellen Bildung. Eine institutionalisierte Kooperation mit Kulturpartner*innen bzw. Akteur*innen findet dennoch nicht flächendeckend und/oder kontinuierlich statt. D.h. Kulturelle Bildung als regelmäßiges Angebot für Kinder und Jugendlichen obliegt in gewisser Weise dem Zufallsprinzip: Eine Kindertageseinrichtung oder eine Schule nimmt an einem Programm der Kulturellen Bildung teil bzw. ist bereits eine Schule mit künstlerischem Profil und aus diesem Grund gibt es Kooperationen mit Kulturpartnern/-institutionen, Pädagog*innen & Schulleitungen sind interessiert und professionalisiert im Feld der ästhetischen Bildung. Kulturelle Bildung für alle Heranwachsenden gibt es nicht.
Handlungsoptionen
Eine verbindliche, institutionalisierte Kooperation der Bildungsinstitutionen in Berlin mit Kulturpartner*innen und Kulturinstitutionen ist unverzichtbar und öffnet neue Möglichkeiten für Multiprofessionelle Zusammenarbeit – im Tandem der Professionen, erweiterte Bildungsräume, -anlässe und -inhalte. Gerade wenn in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche kulturelle Teilhabe, kritische Weltaneignung und kreative Selbstverantwortung für alle Kinder und Jugendlichen als zentrale Bildungsziele formuliert werden, ohne die auch zentrale Bildungsinhalte, wie die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen allein nicht zukunftskompetent machen.
Umsetzung
Der Berliner Runde Tisch Kulturelle Bildung in Kita und Schule (BeRuTiKuBi) hat sich die Rahmenbedingungen, Instrumente, Regelungen und Vorlagen, die es für die Umsetzung der Kulturellen Bildung für Kitas und Schulen in Berlin gibt, angesehen und hinsichtlich deren Wirksamkeit und Weiterentwicklung nachfolgende Schlussfolgerungen zusammengefasst:
Hinsichtlich der oben skizzierten Handlungsempfehlung bedeutet das exemplarisch für das Berliner Bildungsprogramms (BBP) für Kindertageseinrichtungen:
Das BBP ist die pädagogische Grundlage für alle Kitas. Im aktuellen BBP gibt es insgesamt sechs Bildungsbereiche. Jeder Bildungsbereich ist gleich bedeutsam, alle Bildungsbereiche gilt es in der Kita sichtbar und nutzbar zu machen, ohne dass ein Fächerkanon entsteht. Alle Kinder sollen gleiche Zugangsmöglichkeiten zu allen Bildungsbereichen haben. Ein Bildungsbereich ist Kunst und umfasst die drei künstlerischen Praxen: Bildnerisches Gestalten, Musik, Theaterspiel. Damit ist die Bedeutung der kulturellen Bildung als Bildungsinhalt im Kitabereich grundsätzlich formuliert! Kulturelle Bildung (KUBI) wird hier im Kontext frühkindlicher KUBI vor allem als ästhetische Bildung formuliert. Deren Relevanz für das Bildungshandeln der Kinder dafür zentral gesehen. Der Bildungsbereich Kunst ist zentral für die Realisierung ästhetischer Bildung.
Was muss im Bereich Kita und Kindertagespflege (u.a. Berliner Bildungsprogramm (BBP) angepasst werden:
Lücken
- Künstlerische Praxen werden im BBP getrennt betrachtet – junge Kinder unterscheiden hier nicht – im BBP wird allerdings darauf hingewiesen, dass alle Bildungsbereiche sich durchdringen (BBP S. 11); dies gilt auch für künstlerische Sparten; ggfs. ist hier ein deutlicherer Hinweis notwendig
- Es sind kaum frei verfügbaren finanzielle Mittel für (dauerhafte) Partnerschaften in Kitas vorhanden (zumindest im Vergleich zu Schulen): Kitas erhalten eine kindbezogene pauschale Finanzierung, die Sachmittel und Personalmittel beinhaltet; diese können (je nach pädagogischem Konzept) grundsätzlich auch für Kooperationen eingesetzt werden; allerdings sind die Mittel – insbesondere für kleinere Einrichtungen – hierfür tatsächlich sehr begrenzt. Zusätzlich ist bei den strukturbildenden Programmen (vgl. Fördersäule 2 beim Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung) eine trägerübergreifende Umsetzung (Finanzierung) bedeutsam und benötigt entsprechende Ressourcen bzw. Finanzierung, die in Kitas oft fehlt.
- Pädagogische Fachkräfte haben eine kurze/kürzere Ausbildungsdauer (im Vergleich zu Lehrer*innen), die Vertiefung und Spezialisierung nur in Maßen zulässt.
- Zwar haben Kitas z.T. Ateliers oder häufig Funktionsräume mit künstlerischem Ansatz (Theaterspiel- / Rollenspielraum) bzw. musikpädagogische Angebote. Aber es können in den Einrichtungen kaum Teams mit künstlerischen “Fächern” gebildet werden. Intensivere, längere Kontakte zu künstlerischen Praktiken fehlen häufig und benötigen Zeit und künstlerische Expertise.
Empfehlung:
- Die wenigen Programme in der frühen Kulturellen Bildung in Berlin müssen gesichert und gestärkt werden. Es braucht Good Practise Beispiele und Austauschformate, die etabliert werden müssen (Runde Tische, u.a.)
- Ein erweiterter, übergreifender Kunstbegriff ist zentral für die Arbeit in der frühen kulturellen Bildung und auch eine stärkere Betonung der Transdisziplinarität.
- Mittel für Projekten mit Kindern einsetzen, damit die Fachkräfte gemeinsam mit Künstler*innen die Techniken praktisch einsetzen und erproben können.
- Die Fachberatungen zum Thema Kulturelle Bildung stärken (z.B. Praxis aus Vorhaben Kreative Kita 2.0/ Kulturagenten in Kitas)
- Es sind grundlegende, mehrjährige Programme, Partnerschaften und Schwerpunkte, die über kurzfristige oder punktuelle Einzelprojektförderung hinausgehen (Stichwort: Nachhaltigkeit) wünschenswert und wichtig.
- Das Einrichten von ‚Dependancen von Kunst- und Kultureinrichtungen in Kitas würde nachhaltig auch die frühe kulturelle Bildung stärken.
- Es braucht Ressourcen für Vor- und Nachbereitung künstlerischer Projekte in der frühen Kulturellen Bildung.
- Für das Studium der Kindheitspädagogik besteht die Notwendigkeit der Entwicklung und Begleitung von Praxisphasen in Zusammenarbeit mit Künstler*innen vor Ort und / oder die Entwicklung eines ‚Studiums Generale Ästhetische Forschung‘ sowie eine ‚Didaktik der Künste‘; (wie im Rahmenkonzept Kulturelle Bildung vorgeschlagen; 2016)
- Künstlerinnen und Künstlern, die bildend in Kitas arbeiten, müssen kontinuierlich präsent sein. Die Angebotsstrukturen sind dahingehend zu überdenken.
- Kulturelle Bildung in der fühen Bildung ist zentral in der Fort- und Weiterbildung zu berücksichtigen und vorhandene Erfahrungen aus den Programmen der Kulturellen Bildung und Landes-/Bezirkseinrichtungen (Initiative Kulturelle Bildung Stärken!, Landesmusikrat, Musik-/Kunstschulen in den Bezirken) einzubeziehen.

